Maßstäbe im Tabletop

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lockeloeckchen
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Maßstäbe im Tabletop

Beitrag von lockeloeckchen » Mi 14. Jul 2021, 09:30

Hallo Freunde,

ich bin seit einigen Wochen am Basteln, Malen und drucken für Cursed City. Unter anderem drucke ich Base um die Miniaturen kompatibel zu meinen Warhammer Fantasy Sachen zu halten. Dabei fiel mir auf, dass es schwer ist, die menschlichen Figuren noch auf ein 20mm Eckbase zu bekommen. Zuerst nahm ich an, es liegt an den Überhängen, doch heute habe ich mal verglichen.
Ein Bihänder von Warhammer Fantasy ist etwa 29 mm hoch. Der Hexenjäger aus Cursed City 37 mm.
Ist Age of Sigmar also kein 28mm Maßstab mehr, sondern ein 37mm Maßstab? Der Hexenjäger ist sogar (ohne Hut!) größer als meine Space Marines von 30k. 😲

Meine Tabletop Erfahrungen sind "nur" 17 Jahre alt. War der Maßstab schon immer flexibel in Sci-Fi und Fantasy oder ist das eine neuerliche Entwicklung? Oder ggf. eine wieder neu aufflammende Entwicklung?

Gruß Locke
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    Re: Maßstäbe im Tabletop

    Beitrag von Eversor » Do 15. Jul 2021, 12:48

    Zuerst einmal, die Größenangabe bezieht sich immer auf durchschnittliche erwachsene menschliche Modelle und wir bis auf Augenhöhe gemessen, sonst wären Marge und Homer, obwohl sie proportional zueinander passen, stets in anderen Maßstäben.

    Im Science-Fiction- und Fantasy-Bereich waren die Hersteller schon immer etwas flexibler, was die Größe der Miniaturen angeht. Gerade Fahrzeuge und Gelände werden da gerne mal etwas kleiner modelliert, als sie bei realistischen Größenverhältnissen sein müssten. Auch Charaktermodelle wurden schon immer gerne etwas größer modelliert als normale Rank-and-File-Soldaten, damit sie besser ins Auge fallen.
    Das Wachstum der Miniaturen ist schon lange zu beobachten. Wenn ich einen alten Terminator aus der 2. Edition von 40k neben einen Nicht-Primaris-Marine der letzten Veröffentlichungen stelle, dann ist der Space Marine in Servorüstung sogar etwas größer. Mein kleinstes Modell in meiner Space-Wolves-Armee ist übrigens Leman Russ, der noch aus der Rogue-Trader-Ära stammt. Und mein Contemptor Dreadnought aus der Zeit ist
    Insgesamt sind die Miniaturen von GW schon lange nicht mehr 28-mm-Figuren, so etwa seit irgendwann in den 90ern.

    Viele Hersteller wollen nicht nur die Spieler ansprechen, sondern auch Sammler und Maler. Eine etwas größere Miniatur bietet mehr Fläche für ausgefallenere Details und Bemalung. Auch beim Modellieren und Fertigen ist der etwas größere Maßstab vorteilhaft, da filigranere Details glaubwürdiger dargestellt werden können, ohne gleich in Gefahr zu laufen, beim Ansehen anzubrechen. Früher wirkten etwa Speerschäfte bei vielen Minis wie Baumstämme, heute sind sie zwar noch immer so dick wie früher, wirken aber passender, weil der Rest gewachsen ist.
    Übrigens ist dadurch auch der „Knubbelfaktor“ bei den Minis zurückgegangen, der früher stärker zu beobachten war.

    Ich vermute, das „Wachstum“ der AoS-Miniaturen hat auch damit zu tun, dass durch den Umstieg auf Rundbases einfach mehr Standfläche da ist und sich jetzt niemand mehr Gedanken machen muss, wie eine solche Miniatur auf ein 20-mm-Eckbase passt, das es zur Zeit in keinem GW-System mehr gibt. Früher war das ein begrenzender Faktor.

    Ähnliche Entwicklungen kann man auch in anderen Bereichen wie dem historischen Tabletop oder im Modellbau sehen. Früher war beispielsweise der Maßstab 1:76 recht beliebt (etwa bei Airfix), inzwischen ist es halt 1:72. Und die ersten historischen Miniaturenreihen von Wargames Foundry waren auch eher im 25-mm-Maßstab als im heute verbreiteten 28-mm-Maßstab.

    Kurz gesagt, das ist eine Entwicklung, die sich schon seit Jahrzehnten hinzieht, die aber gerade im letzten halben Jahrzehnt besonders augenscheinlich geworden ist.
    Ich kann als Tabletop-Spieler einfach nicht monogame leben …

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