Blecheimer hat geschrieben: ↑Sa 9. Feb 2019, 16:22
1) Ist der Reinigungsaufwand immer noch so hoch?
Der Reinigungsaufwand hängt immer von der entsprechenden Airbrush ab, außerdem von den verwendeten Farben und den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln.
Bestimmte Farben wie Tamiya oder auch einige Airbrush-Grundierungen haften hartnäckiger an der Pistole als andere. Da muss man mehr schrubben. Außerdem sind die Pistolen, je nach Hersteller, unterschiedlich kompliziert auseinander- und wieder zusammenzubauen. Wenn ich meine alte Effect-Color II (Einsteigermodell des Airbrushshops München für knapp 37 €) komplett reinigen will, dann brauche ich relativ lange, weil die Pistole eine Schraubdüse hat, die mit größter Vorsicht gedreht werden muss. Ich habe bei einer schon das Gewinde abgedreht, sodass ich eine neue Düse kaufen musste. Dazu kommt, dass einige Teile, die bei teureren Modellen fest mit anderen Komponenten verbunden sind, sind bei günstigeren Modellen einzeln sind, sodass das zusätzliche Zeit frisst. Meine Harder & Steenbeck Infinity CR+ (Luxuspuste für mehr als 200 Euronen) hingegen ist leicht zu reinigen. Sie ist in weniger als 30 Sekunden komplett auseinandergebaut und der Zusammenbau dauert maximal eine Minute. Das gilt aber nicht nur für das Luxusmodell von H&S sondern für alle Modelle.
Da ich die nichtmechanischen Teile (Düse, Nadel, Farbtrichter etc.) einfach einmal abspüle und dann in den Ultraschallreiniger lege und die mechanischen (Ventil, Rückholfeder etc.) im Normalfall nicht verdrecken, ist der Reinigungsaufwand eher gering. Nach dem Ultraschallbad gehe ich noch einmal mit Bürsten in den Nadelkanal des Korpus und den Farbtrichter und spüle alle gereinigten Teile mit klarem Wasser ab, dann ist die Pistole sauber.
Blecheimer hat geschrieben: ↑Sa 9. Feb 2019, 16:22
2) Bekommt eine Einfache Absauganlage bspw Wiltec 420 den Farbnebel in den Griff?
Das kann ich leider nicht sagen, weil ich keine habe. Ich gehe aber davon aus, dass der Großteil absorbiert wird, aber nicht alles. Es kommt auch auf den verwendeten Druck an sowie auf die gesprühte Farbe. Grundierungen und Lacke nebeln oftmal mehr.
Blecheimer hat geschrieben: ↑Sa 9. Feb 2019, 16:22
3) Spart man sich Zeit?
Kommt immer darauf an, was man macht. Für die Grundierung oder Lackierung einiger weniger Minis ist der Griff zur Spraydose meist schneller, wenn man aber dann Grundfarbschichten aufsprüht, statt sie pinseln zu müssen, oder gar Farbübergänge sprüht, dann spart man gewaltig Zeit. Und einige Techniken wie die Haarspraytechnik zum Verwittern funktionieren ohne Airbrush gar nicht, sodass man zu deutlich zeitaufwändigeren Techniken greifen muss.
Blecheimer hat geschrieben: ↑Sa 9. Feb 2019, 16:22
3a) Was muss man rechnen für eine Vernünftige Ausstattung für unser Hobby?
Puh, gute Frage. Ich würde sagen, eine sinnvolle Grundausstattung ohne Farben und Absauganlage gibt es ab etwa 250 €. Zur Grundausstattung sollten gehören:
- Airbrush: Wenn man mehr als der Auftrag von Grundfarben oder Lack sein soll, ist auf jeden Fall eine Double-Action-Airbrush angesagt, weil man da den Luftdruck und die Farbmenge kontrollieren kann. Billige DA-Airbushs gibt es bereits ab 20 €, allerdings sind bei diesen "Chinapusten" die Risiken hoch. Teilweise sollen die sehr solide sein, teilweise nach ein oder zwei Benutzungen kaputt. Für mich sind beim Kauf einer Airbrush daher vier Punkte wichtig:
1. Man sollte leicht Ersatzteile bekommen können.
2. Es sollte mehrere Düsengrößen geben.
3. Sie sollte ein Steckdüsenssystem haben (leichter zu reinigen und weniger unfallanfällig.
4. Der Trichter (ich bevorzuge Fließsysteme, Saugsysteme haben aber auch ihre Vorteile) sollte abnehmbar sein, damit man ihn besser reinigen kann.
Persönlich bin ich zum Fan von Harder & Steenbeck geworden, da die Pistolen präzise gefertigt sind, es überall Ersatzteile gibt und die Pistolen auch leicht zu reinigen sind. Die Ultra 2 in 1 ist ein gutes Einsteigermodell für unter 100 Euro (in Sets noch günstiger) mit bereits zwei Düsensätzen.
- Kompressor: Gleich vorneweg, Finger weg von Membrankompressoren, das sind nur aufgemotzte Aquariumspumpen mit wenig Leistung. Wenn dann sollte es ein Kolbenkompressor sein. Sinnvoll beim Kauf ist, darauf zu achten, dass der Kompressor leise ist (sonst nervt das schnell) und dass er einen Drucktank hat (sorgt für ein gleichmäßigeres Sprühen und verringert die Lärmbelästigung, da der Kompressor nicht die ganze Zeit läuft). Den Drucktank kann man notfalls später auch für 60 bis 70 € nachrüsten, aber besser ist es, gleich einen zu haben. Ein Wasserabscheider und ein Druckregler sollten auch vorhanden sein, sind es aber meist.
- Reinigungsmaterialien: Als Reinigungsmaterialien sollte man meiner Meinung nach folgendes haben:
1. Airbrushreiniger: Den gibt es von vielen Herstellern, ich habe gute Erfahrungen mit beiden Reiniger von Vallejo gemacht, aber auch mit Revell. Bloß die Finger weg von Testors, da hatte ich schon Angst um lösungsmittelresistente Dichtungen!
2. Reinigungsbürsten: Ein Bürstenset mit verschiedenen Größen ist gut, um den Nadelkanal und den Trichter zu reinigen. Zur Not gehen auch Pfeiffenreiniger.
3. Reinigungsnadeln: Wenn etwas dicht ist, ob Düse oder Nadelkanal, muss man manchmal durchstrechen. Dazu sollte man auf keinen Fall die Nadel der Pistole nehmen, lieber eine entsprechende Reinigunsnadel. Für ganz feine Düsen empfehlen sich übrigens Akupunkturnadeln.
4. Aussprühbecher: Die haben oft einen Airbrushhalter und verhindern beim Aussprühen, dass alles vollnebelt.
- Sonstige Materialien: Halt das, was man sonst so braucht.
1. Airbrushhalter: Man möchte oft mal die Pistole ablegen und das sollte möglichst nicht auf die Seite sein - zumindest wenn noch Farbe drin ist. Daher ist ein Halter sinnvoll. Oftmals ist an Aussprühbechern einer dran. Oder man kann auch lieb jemanden mit 3D-Drucker fragen.
2. Plastik-Schnappsgläser: Okay, die verschwinden ja bald aus dem Handel, sie sind aber extrem praktisch, um Farben anzumischen. Das geschieht am sinnvollsten nicht im Farbtrichter.
3. Thinner: Farben lassen sich am besten mit einem entsprechenden Verdünner auf die richtige Konsistenz bringen. Das Sprühbild ist damit besser als mit Wasserverdünnung. Am besten ist es, immer den Verdünner des entsprechenden Farbherstellers zu verwenden (bei Vallejo auf jeden Fall den Airbrush Thinner nehmen, der normale ist absolut ungeeignet für Airbrushaktionen), wobei der von Vallejo recht universal einsetzbar ist, außer bei Tamiya.
4. Flow Improver: Man sollte immer den Flow Improver von Vallejo im Haus haben. Ein paar wenige Tropfen in die Farbe verbessern die Sprüheigenschaften und verzögern das antrocknen der Farbe in der Pistole. Auch beim Pinseln ist das Zeug klasse.
- Ultraschallreiniger: Ich führe ihn nicht bei den Reinigunsmaterialien auf, weil der wirklich eine gute Erleichterung ist, egal ob man die Brille reinigen, die Airbrush säubern, den Dreck aus der Gravur des Eherings bekommen oder Resinminiaturen von Trennmittel befreien will. Ein einfaches Gerät für 20 bis 30 Euro reicht aus, es sollte nur nicht der von Aldi sein (wir hatten davon mehrere verschiedene Modelle in der Familie und keiner funktionierte nach wenigen Wochen noch, was laut einer gut informierten Quelle von mir leider nicht ungewöhnlich ist). Wichtig ist nur, dass das Becken lang genug für die Nadel ist. Einfach etwas Fensterreiniger oder besser Novo Pen-off ins Wasser geben, dann funktioniert das Gerät gut.
Hier ist übrigens ein gutes Set für 240 Euro, das den größten Teil der Materialien bereits enthält.
Blecheimer hat geschrieben: ↑Sa 9. Feb 2019, 16:22
4) Würdet ihr euch nochmal eine kaufen, oder lohnt es sich nicht wirklich?
Da ich inzwischen 5 unterschiedliche Pistolen hier liegen habe und die Ausrüstung auch regelmäßig benutze, würde ich sagen, dass es sich gelohnt hat. Ich würde halt bestimmte Pistolen nicht noch einmal kaufen, weil sie einfach zu umständlich zu reinigen sind oder sonstige Eigenschaften haben, die mir nicht gefallen.
Ich hoffe, das hilft dir weiter und erschlägt dich nicht.