Black Seas – Werftarbeiten (Tipps und Fragen zum Bauen und Bemalen der Schiffe)

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Black Seas – Werftarbeiten (Tipps und Fragen zum Bauen und Bemalen der Schiffe)

Beitrag von Eversor » Do 15. Jun 2023, 10:09

Black-Seas-Modelle unterscheiden sich von anderen in vielerlei Hinsicht. Manches, wie die Takelage, wirkt abschreckend, ist aber nicht einmal halb so schlimm wie gedacht, wenn man es richtig macht. Um den Frustfaktor zu verringern, wollte ich hier einfach meine Erkenntnisse teilen und fordere euch auf, hier eure mitzuteilen und auch Fragen zu stellen.

Zusammenbau und Vorbereitung der Modelle
Es ist hilfreich, bestimmte Teile getrennt zu bemalen, beispielsweise die Masten, die Beiboote oder die Gittereinsätze bei Handelsschiffen, weil man sonst an bestimmte Stellen nur noch schwer oder gar nicht mehr drankommt.

Wenn man ein Modell mit einem Rumpf aus Zinn oder Resin hat, sollte man die Löcher für die Takelage auf jeden Fall VOR der Bemalung bohren, um beim Bohren hinterher die Farbe nicht zu beschädigen.

Für die Bemalung ist es hilfreich, das Modell auf einem klassischen Base befestigen, 32-mm- oder 40-mm-Rundbases funktionieren gut. Ihr könnt dann das Modell daran anfassen oder es in einen Miniaturenhalter einspannen. Für die Befestigung empfehle ich Pattafix oder etwas Vergleichbares, das hält auch ein Linienschiff ersten Ranges (okay bei der Santissima Trinidad bin ich mir nicht ganz sicher, weil ich das nicht probiert habe).

Bemalung
Wenn die Grundfarben drauf sind, malt einmal mit stark verdünntem Lack (matt oder seidenmatt) über das ganze Modell. An einigen Ecken reiben sich Farben sehr leicht ab, etwa an den Kanonen.

Denkt bei der Bemalung auch immer daran, dass es bei allen Flotten zwar vorherrschende Farben gab, allerdings hat jeder Kapitän sein Schiff so gestrichen, wie er die Mittel und die Lust hatte (oder wie es ihm sein Admiral nahegelegt hat). Es gab auch noch kein RAL-System (hätten die deutschen Staaten nur mal eine große Marine gehabt … ;) ), von daher sind Farbabweichungen zwischen Schiffen und unterschiedliche Bemalungen nicht so tragisch.

Takelage
Nehmt euch zum Takeln Zeit. Wenn man unter Zeitdruck arbeitet, passieren schneller frustrierende Fehler und ein falsch angeklebtes Tau ist schwerer zu beheben als eine Stelle, an der ihr übergemalt habt.

Folgende Reihenfolge beim Takeln hat sich bei mir bewährt:
  • Stehendes Gut mit Garn anbringen
  • Segel ankleben
  • Webleinen aus Acryl ankleben
  • Flaggen setzen
Eine Pinzette ist beim Takeln hilfreich, euer wahrer Freund ist jedoch die Nähnadel. Führt einfach mit einer dünnen Nähnadel das Takelgarn und alles passiert fast wie von selbst. Wickelt dann den Faden einmal um den Mast, macht einen Knoten und fixiert ihn mit einem Tropfen Sekundenkleber, den ihr mit einem Zahnstocher (NICHT DER NÄHNADEL!!!) auftragt.

Vor dem Ankleben der Segel biege ich die (zumindest bei Rahsegeln) einmal um ein Rundholz oder einen dickeren Stift, um die Wölbung zu erhalten. Zum Ankleben haben sich bei mir zwei Varianten bewährt. Entweder verwende ich Gel-Sekundenkleber oder, wenn ich den nicht da habe, streiche ich auf die Klebestelle am Segen etwas Holzleim auf und flüssigen Sekundenkleber auf die Klebestelle am Mast. Wenn ihr nur flüssigen Sekundenkleber nehmt, saugt das Segel den einfach auf und die Haftung ist mies bis nicht vorhanden.

Bei den Webleinen solltet ihr euch überlegen, ob ihr die vor oder nach dem Lackieren anklebt. Wenn ihr sie vor dem Lackieren anklebt, wird das transparente Acryl etwas milchig, glänzt aber nicht mehr. Außerdem werden eventuell vorhandene Sekundenkleberstellen, die auch glänzen würden, kaschiert. Wenn ihr mit der Airbrush lackiert, sollte nur der Druck niedrig sein. Ich finde das persönlich schöner als glänzende Webleinen, aber das muss jeder selbst für seine Schiffe entscheiden.

Denkt bei Flaggen und Wimpeln daran, woher der Wind kommt – im Normalfall von hinten! Die Flaggen sollten daher nach vorne wehen. Der Fahrtwind war nicht stark genug, dass sie hätten nach hinten wehen können. ;)
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Re: Black Seas – Werftarbeiten (Tipps und Fragen zum Bauen und Bemalen der Schiffe)

Beitrag von Eversor » Do 15. Jun 2023, 16:39

Da eben im Discord die Frage nach dem Takeln aufkam, wollte ich nochmal drei Anleitungen von Warlord Games nachreichen.
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Re: Black Seas – Werftarbeiten (Tipps und Fragen zum Bauen und Bemalen der Schiffe)

Beitrag von lockeloeckchen » Mi 27. Dez 2023, 10:37

Hallo,

bevor ich zum dritten Punkt (Takelage) kommen kann, stolpere ich derzeit noch etwas über die Bemalung. Es ist sicherlich bei den Schiffen anderer Nationen ähnlich, die generischen Schiffe von Warlordgames unterscheiden sich teils in der Bauweise der spanischen Schiffe. Zum Beispiel ist das 74 Kanonenschiff San Justo nach Waroldgames ein 2-Decker. Das orginal ist aber ein kurzer 3-Decker :roll:
Jetzt habe ich mir zum Ziel gesetzt, alle spanischen Schiffe aus der Schlacht bei Trafalgar zu bauen und zu bemalen. Um dem historischen Aspekt gerecht zu werden, versuche ich die subjektiv vertrauenswürdigsten Bilder aus dem Internet als Vorbild zu nehmen. Aufgrund der teils unterschiedlichen Bauweise stößt das aber auch an seine grenzen. Und selbst die Namenhaften Schiffe von Warlordgames sind den Orginalen maximal nachempfunden (wie z.B. die erwähnte San Justo).
Dazu kommt, dass ich diese "typische" rot-schwarze Bemalung bei den Spaniern nur bei den Schiffen von vor 1770er Baujahr finde. Der Rest ist immer gelb-schwarz, ähnlich wie der Briten. Verwirrender Weise heißt aber genau die Phase vor 1770 'englische Phase' und die ab 1770 (wo die spanier scheinbar anfangen die Schiffe ähnlich wie die Briten zu bemalen) zweite französische Phase :shock:

Mich interessiert daher, wie ihr versucht, es möglichst historisch zu machen, oder ob ich es mir gerad selbst vergeblich zu schwer mache.
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    Re: Black Seas – Werftarbeiten (Tipps und Fragen zum Bauen und Bemalen der Schiffe)

    Beitrag von Eversor » Di 2. Jan 2024, 19:44

    Ich denke, hier kommen zwei Punkte zum Tragen. Warlord will Kosten sparen, deswegen sind viele Schiffe einfach generische Modelle jeweils eines Schiffstyps, die einfach durch andere Heckspiegel zu den namhaften Schiffen umgewandelt wurden. Ansonsten müsste für jeden Schiffstyp ein eigenes Modell mit zahllosen Individualisierungsoptionen erstellt werden, was mit Kunststoffspritzguss einfach unrentabel wäre.

    Ich habe mal angefangen, die britischen Klassen von Linienschiffen 3. Ranges durchzuzählen, die von der Zeit der amerikanischen Revolution bis zu den Barbarskenkriegen im Dienst waren. Ich habe dann allerdings schon nach fünf Klassen aufgehört, weil ich erst A und B durch hatte und das Alphabet noch etliche Buchstaben hat. Manche Klassen, etwa die America-Klasse, hatten gerade einmal ein oder zwei Schiffe, die nach dem Schema gebaut wurden, andere wie die Vengeur-Klasse umfassten 40 Schiffe (was jener berüchtigten Schiffsklasse wegen der Korruption beim Bau auch den Spitznamen „Fourty Thieves“ einbrachte). Und dann muss man noch bedenken, dass viele Schiffe zwischendurch umgebaut wurden, was in leichten Fällen zu Masten anderer Größe und im Extremfall zum Verlust ganzer Decks führte.

    Wenn du bestimmte Schiffe akkurater dargestellt haben willst, musst du leider in dem Maßstab auf die Versionen in diversen STL-Shops zurückgreifen und selbst drucken. In der gewerblichen Produktion sind die namhaften Schiffe bei den ganz populären wie der Victory, der Constitution oder der Santissima Trinidad als eigene Modelle rentabel und dann nur aus Resin.

    Der zweite Punkt ist die Quellenlage für die Bemalung. Wir haben Bildquellen, wir haben Textquellen und wir haben archäologische Quellen. Und alle haben ihre Nachteile.

    Die Bildquellen sind oft unzuverlässig, weil die Maler sehr oft die Schiffe nie selbst gesehen haben, insbesondere nicht die feindlichen. In vielen Fällen wurde auch idealisiert, um herauszuarbeiten, dass es sich um ein Kriegsschiff handelt. So wurden beispielsweise die Farben von spanischen oder französischen Schiffen durch englische Maler den englischen Farben angeglichen, damit die Schiffe nicht so sehr nach Handelsflotte aussehen. Oder es wurden Fehler gemacht, weil das Dunkelgrün, das es oft bei russischen Schiffen gab, durch die Maler zu einem Schwarz verändert wurden, weil sie es nach einem kurzen Blick für ausgebleichtes Schwarz hielten.
    Es wäre aber witzig, wenn beim Gefecht gemalt würde: „Kapitän, Ihr müsst das Feuer der Backbordgeschütze einstellen, bei dem Rauch kann ich nicht sehen, was passiert!" :lol:

    Textquellen sind da meist zuverlässiger, da sie in vielen Fällen von Leuten vor Ort verfasst wurden. Leider sind die Aussagen oft nicht zwangsweise sehr präzise. Wenn britische Schiffe als „babykotzegelb“ beschrieben werden, dann kann das ein gewisses Spektrum abdecken.

    Archäologische Quellen können am genausten sein, allerdings muss man dazu auch noch die richtigen Stücke zum Untersuchen haben. Es gibt bei Youtube beispielsweise interessante Videos zur letzten Restauration der HMS Victory, die ich leider erst zu spät gesehen hatte, sonst hätte ich das bei der Bemalung meiner bisherigen Schiffe berücksichtigt. Man hat an einigen Rumpfteilen die Orginialbemalung aus der Schlacht von Trafalgar analysiert und die Farbe in der Originalzusammensetzung nachmischen können. Das Ergebnis war eher ein rötlicher Ockerton als das Gelb, das man meist sieht. Wobei die Farbe wahrscheinlich auf See recht schnell ausgeblichen sein dürfte.

    Ein weiterer Punkt ist, dass die Schiffe oft umgemalt wurden. Oft ließ ein neuer Kapitän ihre Farben anpassen, sodass alle Quellen immer nur Momentaufnahmen sind.

    Ich würde mich bei der Bemalung eher auf Text- als auf Bildquellen stützen (außer vielleicht bei den ganz bekannten Schiffen) und mich ansonsten nicht so gängeln lassen, weil es eben mehr Stilisierungen als akkurate Darstellungen gibt. Bei ganz markanten Merkmalen wie dem Schachbrettmuster von Nelsons Flaggschiffen wird das auch normalerweise in Bild- und Textquellen einstimmig so angegeben.
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    Re: Black Seas – Werftarbeiten (Tipps und Fragen zum Bauen und Bemalen der Schiffe)

    Beitrag von lockeloeckchen » Di 2. Jan 2024, 20:53

    Danke für die Ausführung. Das mit den Modellen von Warlord war mir schon bewusst. Das mit den Bildquellen habe ich befürchtet aber nicht warhaben wollen.

    Ich bin jetzt dazu übergegangen, die Bilder als "Inspiration" zu sehen. Bis auf Kanonen und die Segel und Seile sind die ersten 6 fertig.
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